Vielfältige Perspektiven und Praxisbeispiele im Hoftheater in Öhringen.
Anfang Juli 2025 versammelten sich im Hoftheater in Öhringen auf Einladung des Steinbeis Beratungszentrums für Kreislaufwirtschaft Pioniere zum Thema Kreislaufwirtschaft als Innovationstreiber, mit dem Ziel, Hohenlohe als Modellregion zu positionieren.
Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft – auch cradle to cradle (engl. „von Wiege zu Wiege“, sinngemäß „vom Ursprung zum Ursprung“) umfasst naturverträgliche Produkte und Produktionsprozesse und lässt sich vielfältig anwenden.
Ministerialdirektor Dr. Schneider (MLW) spricht beispielsweise den Gebäudesektor an und wirbt für die Nutzung grauer Energie von bestehenden Gebäuden, die auch Heimat und Historie widerspiegeln.
Auch die Digitalisierung biete große Chancen für die Kreislaufwirtschaft, erklärt Robert Böker. Er vertritt die gemeinnützige GmbH WoodenValley, die klimapositives Bauen vorantreiben will. Durch Digitalisierung könnten alle beim Bau verwendeten Rohstoffe erfasst und mit Lebenszyklusanalysen kombiniert werden.
Wie kann ein Rohstoff später weiterverwendet oder recycelt werden? Wie kann ein Rohstoff durch modulare Bauweisen gezielt ausgetauscht werden? Dafür ist Herr Böker mit seinem Team im Bildungsbereich aktiv und bietet Schulkindern sowie Studierenden und Erwachsenen mit Hilfe eines mobilen Lernraumes in Form eines cradle2cradle-Anhängers spannende Einblicke und Erkenntnisse.
Lewin Fricke stellt das innovative Holzbausystem „TRIQBRIQ“ vor, welches aus mikro-modularen Holzbausteinen – den sogenannten BRIQs – besteht. Diese werden aus kostengünstigem Industrie- und Kalamitätsholz hergestellt. Das patentierte Rohbausystem kann vollständig auf künstliche Verbindungsmittel verzichten. Auf diese Weise lassen sich tragende Außenwände kosteneffizient, flexibel und in kurzer Zeit errichten.
Am Ende der Nutzungsphase eines Gebäudes können die BRIQs sortenrein entnommen und vollständig wiederverwendet werden. Dass dieses System funktioniert und sich Kreislaufwirtschaft lohnt, hat beispielsweise auch Edeka in Braunschweig erkannt und einen 1.100 m2 großen Markt mit diesem System errichtet.
Auch die im Kochertal ansässige und für nachhaltiges Wirtschaften ausgezeichnete Richard Henkel GmbH setzt auf Kreislaufwirtschaft durch Redesign gebrauchter Möbel, lebenslanger Ersatzteilgarantie sowie Wiederverwertung von Materialien.
Prof. Dr. Michael Braungart hält als Mitentwickler des cradle2cradle-Konzepts alle dazu an, groß zu denken. So gehe es bei cradle2cradle um die nachhaltige und langfristige Nutzung von Rohstoffen. Dies gehe weit über „Downcycling“ oder Steigerung von Materialeffizienz hinaus. So wirbt er im durch die Automobilwirtschaft geprägten Baden-Württemberg dafür, zukünftig Autos zu Autos durch modulare Bauweisen recyceln zu können und wertvolle seltene Erden und Metalle nicht in Betonstahl zu verlieren.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Christoph Soukup, dem Leiter des Steinbeis Beratungszentrums für Kreislaufwirtschaft sowie Nadin-Shirin Zimmermann.